Gesa von Blanckenburg und Lara Schmitz von Fridays for Future haben gestern Ralf Hermes und mich zum Radverkehr in Hameln befragt. Es lohnt sich übrigens auch, sich die anderen Videos im Kanal von Fridays for Future anzuschauen. Dass sich junge Menschen so für unser aller Zukunft engagieren, verdient wirklich Respekt und Unterstützung.
Vielen Dank auch an dieser Stelle nochmal für die Einladung zum Gespräch, es hat mir großen Spaß gemacht.
Horst von Bültzingslöwen, Mitglied im ADFC und Einwohner von Hastenbeck, setzt sich seit vielen Jahren für eine sichere Radverkehrsverbindung zwischen Hastenbeck und Afferde ein.
Er hat für den Finanzausschuss vom 26.02.2020 zehn Argumente für den Bau eines Fuß- und Radweges Hastenbeck - Afferde zusammengetragen, die ich hier gerne veröffentliche:
In den letzten 15 Jahren ist in Hastenbeck die gesamte für das tägliche Leben notwendige Infrastruktur weggebrochen: ein gut sortierter kleiner Supermarkt, Volksbank, Post, Metzgerei. Wir haben seitdem einen infrastrukturellen Notstand. Für die tägliche Versorgung incl. Ärzten, Apotheke u.a. Geschäften bietet sich das nahegelegene Afferde an.
Eine unmittelbare Folge dieses Sachverhalts: nach Auskunft der Immobilienabteilung der Postbank werden Häuser mit 25% unter dem Wert in vergleichbaren Ortschaften taxiert - Begründung: »Fehlende Infrastruktur«!
Der geforderte Fuß- und Radweg könnte die dringend notwendige Aufwertung der Ortschaft Hastenbeck zur Folge haben.
Zudem wäre er ein wichtiges Bindeglied in einem zukunftsorientierten Radwegenetz auf Kreisebene: Emmerthal/ Tündern - Hastenbeck - Afferde (direkte Verbindung!) - Hilligsfeld (K 60) usw.
Die Ortsräte von Afferde und Hastenbeck haben beide einstimmig für den Bau eines Fuß- und Radweges am Verbindungsweg zwischen diesen Ortschaften votiert.
»Wer Straßen sät, wird Verkehr ernten,« sagte der ehemalige VW-Manager Daniel Goeudevert. Positiv gewendet bedeutet das heute: »Baut Radwege, und ihr erntet Radverkehr.« Ein Radweg ist ein Baustein für die von vielen geforderte Verkehrswende, für Klimaschutz, für eine fahrradfreundliche Stadt Hameln; Radwege sind eine unabdingbare Zukunftsinvestition. Jedes Auto weniger ist ein Beitrag zur Minderung des CO2 - Ausstoßes, zu mehr Lebensqualität in unserer Stadt.
Das am meisten vorgebrachte Argument gegen einen weiteren Radweg zwischen Hastenbeck und Afferde: der bestehende Radweg an der K13. Aber lassen Sie sich bitte nicht von den in der Vorlage 225/2019 aufgeführten Zahlen täuschen: der Weg von der Ortsmitte Hastenbeck bis zur Einmündung der Leipziger Straße in die Cumberlandstraße über den Radweg entlang der K13 ist um 68% (3,04 km : 1,81 km) länger als die direkte Verbindung zwischen Ortsmitte und Kreuzung Cumberlandstraße / Leipziger Straße - das ist gerade für nicht motorisierte Mitbürgerinnen und Mitbürger sicherlich eine ziemlich hohe Hürde.
»Jedoch handelt es sich bei dieser Route nicht um eine für den Radverkehr bedeutende Netzverbindung.« Diese Bewertung aus der Vorlage 225/2019 trifft nicht die Realität: die vorgesehene Route führt ins Zentrum der täglichen Versorgung für viele Bewohnerinnen und Bewohner unseres Ortes. Und: vgl. Verbindung nach Hilligsfeld unter Punkt 4. Richtig ist dagegen: wo kein Radweg ist, kann man auch keinen nennenswerten Radverkehr erwarten!
Wir können von unseren Mitbürgerinnen und Mitbürgern nicht die für die Zukunft wünschenswerte, ja mehr noch: notwendige Verhaltensänderung erwarten, wenn wir dafür nicht die unabdingbaren Voraussetzungen bereitstellen.
Nach gegenwärtigem Kenntnisstand gibt es etliche Fördertöpfe, die für dieses Vorhaben genutzt werden könnten (aber wie lange noch?) und die die (zunächst einmal ja abschreckenden) Herstellungskosten von 350.000 € deutlich senken würden.
Horst v. Bültzingslöwen, Einwohner von Hastenbeck, Mitglied im ADFC
Ich möchte dies mit einem Zitat ergänzen, dessen Autor ich leider vergessen habe.
Sinngemäß lautet es:
Radwege nur dort zu bauen, wo viele Menschen Rad fahren, ist Unsinn.
Man baut eine Brücke ja auch nicht nur dorthin, wo bisher viele Menschen über den Fluss geschwommen sind.
Die parteilose Ratsfrau Julia Maulhardt hat bei Radio Aktiv vorgeschlagen, es solle jemanden in der Fahrradbegleitkommission geben, der sich für den Fußgängerverkehr einsetzt und dort ggf. auch ein Vetorecht hat.
Auch wenn ich Frau Maulhardts Ansinnen, dem Fußgängerverkehr mehr Raum zu geben, durchaus teile, ein bis zwei Anmerkungen dazu, dafür jemanden in die »Begleitkommission für eine fahrradfreundliche Stadt Hameln« zu entsenden:
Frau Maulhardt wird zu jeder Sitzung der Begleitkommission eingeladen, und selbstverständlich steht es ihr frei, dort auch die Interessen des Fußgängerverkehrs zu vertreten.
Dass dessen Belange dort bisher zu wenig berücksichtigt würden, kann ich jedoch nicht feststellen. (Weshalb ich auch etwas überrascht bin, von diesem Vorschlag über das Radio zu erfahren.)
Denn es ist nicht so, dass in der Begleitkommission ausschließlich über Themen der Fahrradfreundlichkeit beraten wird. So ist beispielsweise der Zebrastreifen über die Kaiserstraße am Bahnhofskreisel auf einen Vorschlag aus der FBK zurückzuführen, wenn ich mich richtig erinnere.
Davon abgesehen haben die Radfahrenden auch ein persönliches Interesse an ausreichend breiten Gehwegen, damit Fußgänger*innen nicht ständig auf auf die Radinfrastruktur ausweichen müssen (wie zum Beispiel auf den beiden Weserbrücken).
Ein etwaiges Vetorecht ist meines Erachtens schon deshalb nicht erforderlich, weil die Fahrradbegleitkommission keine Beschlüsse fasst, sondern nur ein vorbereitendes Gremium ist, dessen Ergebnisse und Vorschläge dann in der Regel zunächst im Umweltausschuss diskutiert werden.
Die Frage wäre auch, wem man dann noch alles ein Vetorecht einräumen müsste. Dem Elternvertreter? Der Schülervertreterin? Der Polizei? Dem BUND?
Auch in der Vergangenheit wurde es übrigens immer wieder so gehandhabt, dass Vorschläge, die in der Begleitkommission nicht von einem breiten Konsens getragen wurden, nochmal zur Überarbeitung zurück an die Verkehrsplanungsabteilung der Stadt Hameln gegangen sind.
Ich denke daher, wir sollten das Verfahren so beibehalten.
Ein Ausflug entlang der Weser? Aber klar, denn das Rad kann auch übers Wochenende ausgeliehen werden.
Endlich ist es soweit:
Das Lastenrad des ADFC, die »Lastenratte«, ist ab sofort für den kostenlosen Verleih freigegeben.
Getauft hat Oberbürgermeister Claudio Griese das Lastenrad bereits Anfang September zum Umwelttag im Bürgergarten, doch nun steht das Rad auch für alle Personen in Hameln zur Verfügung.
Wocheneinkauf mit dem Rad? Mit der Lastenratte kein Problem: In der Kiste lassen sich 50 kg transportieren.
Gebucht werden kann das Rad unter www.lastenratte.de, der Standort ist Zweirad Bauherr in Hameln in der Alten Marktstraße.
Wirklich kostenlos? Ja, kostenlos, denn finanziert wurde das Rad vom ADFC Niedersachsen, außerdem hat die Stadt Hameln einen Zuschuss für die kinderfreundliche Ausstattung beigesteuert.
Wer möchte, kann sich daher zum Lastenrad auch gleich ein Regenzelt oder eine Halterung für eine Babyschale ausleihen.
Fragen zum Lastenrad beantworte ich als Projektverantwortlicher jederzeit gerne, darüber hinaus steht aber auch der ADFC Hameln für Informationen zur Verfügung.
Für Pendler*innen, die regelmäßig mit der Bahn nach Hameln zur Arbeit fahren und »die letzte Meile« mit dem Rad zurücklegen möchten, gibt es jetzt gute Nachrichten:
In der Fahrradstation im Bahnhof, die von den Stadtwerken Hameln betrieben wird, sind wieder Plätze frei.
Da die Stadtwerke ein neues Vergabesystem eingeführt haben und die Abstellplätze nicht mehr fest zugeordnet sind, haben sich zusätzliche Kapazitäten ergeben.
Ihr könnt dort euer Fahrrad geschützt und überwacht abstellen, es gibt Lademöglichkeiten für E-Bikes, und auch Schließfächer (z.B. für Regenkleidung, Fahrradhelme etc.) sind vorhanden.
Eine sehr gute Entscheidung, denn darüber kann sich nicht nur Herr Schreiber, sondern können sich vor allem auch die Hamelnerinnen und Hamelner freuen, deren Straßen nun durch ein Auto weniger belastet werden.
In der Ausgabe der kostenlosen Zeitung »Hallo Mittwoch« vom 12.09. hat der Autor seinem Ärger über sogenannte Geisterradler, also Radfahrende, die auf der falschen Seite unterwegs sind, Luft gemacht.
Das ist teilweise durchaus nachvollziehbar, immerhin lässt sich manches Verhalten von Radfahrern nur mit Faulheit oder Rücksichtslosigkeit erklären.
Nur leider trifft dies auf alle Verkehrsteilnehmer gleichermaßen zu.
So schreibt der Autor irrigerweise:
»Wenn Autofahrer sich wie Radfahrer verhalten würden, gäbe es Blechschäden und Verletzte zuhauf. Zum Glück kommt kein Autofahrer auf die Idee, die Fahrstreifen in falscher Richtung zu befahren und aus dem Rechtsfahrgebot britische Verhältnisse werden zu lassen.«
Der Autor scheint demnach nicht allzu oft mit dem Fahrrad in Hamelner Wohngebieten unterwegs zu sein.
Es kommen mir dort täglich Autofahrer entgegen, die an den Autos vorbeifahren, die auf ihrer Seite parken, und die sich nicht im geringsten darum scheren, dass sie auf meiner Spur unterwegs sind. Dass es dabei nicht zu Verletzten (in erster Linie wäre das wohl ich) kommt, liegt vor allem daran, dass ich mich in solchen Fällen notgedrungen fast in die Gosse quetsche, um nicht überfahren zu werden.
Ich lege dem Autoren außerdem mal nahe, zu zählen, wie viele PKW-Fahrer jeden Tag illegal in die als Einbahnstraße gesperrte Invalidenstraße einbiegen, die in diese Richtung ausschließlich für Einsatzfahrzeuge freigegeben ist. Von den Autofahrern, die mir im gesamten Stadtgebiet auf meiner Spur entgegen kommen, weil sie kurzerhand die Kurve schneiden, ganz zu schweigen.
Niemand wird durch die Wahl seines Verkehrsmittels zu einem besseren oder schlechteren Menschen, und wie bereits erwähnt, lässt sich das Fehlverhalten mancher Radfahrer gar nicht wegdiskutieren. Nur liegt das an einigen Stellen nicht an der Böswilligkeit der Radfahrer, sondern schlicht an der zum Teil unzureichenden Fahrradinfrastruktur, während für den Kfz-Verkehr großzügige zwei Spuren in beide Richtungen vorhanden sind.
So gibt es auf dem gesamten Ostertorwall keine einzige Querungsmöglichkeit, die es den Radfahrern erlaubt, die Straßenseite zu wechseln, ohne dabei zum Fußgänger zu werden.
Nicht viel besser sieht es aus, wenn man als Radfahrer von der Weserpromenade am Stockhof Richtung Klütviertel oder Klein Berkel fahren möchte. Entweder muss der Radfahrer absteigen und eine Treppe (!) hinauf schieben oder einen mehrere Hundert Meter langen Umweg über die Kreuzung an der Mühlenstraße fahren.
Radfahrer können durchaus mal absteigen und schieben, sagen Sie?
Dann stellen Sie sich als Autofahrer einfach mal vor, auf Ihrem täglichen Weg zur Arbeit wäre es an einer Stelle so eng, dass Sie dort immer aussteigen und Ihre Seitenspiegel einklappen müssten. Parallel dazu verläuft eine gut ausgebaute Straße, aber die ist nur für Anlieger frei.
Na, wie entscheiden Sie sich?
Genau das ist aber an einigen Stellen in Hameln die Wahl, vor die viele Radfahrer immer noch gestellt werden.
Angesichts solcher Umstände kann ich Radfahrer verstehen, die dann z.B. auf der Münsterbrücke die falsche Seite benutzen, was im Übrigen meiner Erfahrung nach weitestgehend unproblematisch ist, sofern sie dabei vorsichtig fahren.
Apropos Münsterbrücke: Über Monate hinweg war aufgrund der Brückeninspektion eine der stadteinwärts führenden Fahrspuren für den Kfz-Verkehr gesperrt - und das, ohne dass es zu irgendwelchen nennenswerten Einschränkungen im Verkehrsfluss gekommen wäre. Auch daran wird deutlich, wie viel Platz wir eigentlich Fußgängern und Radfahrern zur Verfügung stellen könnten, wenn wir uns nur trauen würden.
Bei allem verständlichen Unmut über entgegenkommende Radfahrer, bitte ich daher immer dabei zu berücksichtigen, welche Ursachen dazu führen, dass diese sich so verhalten.
Gute Radinfrastruktur benötigt nämlich in der Regel keinen Zwang, sondern wird freiwillig und gerne benutzt.
Es ist wieder soweit: Der Fahrradklimatest 2018 ist angelaufen. Mit dieser alle zwei Jahre stattfindenden Umfrage ermittelt der ADFC ein Stimmungsbild darüber, wie die Bürgerinnen und Bürger eigentlich die Fahrradfreundlichkeit ihrer Stadt bewerten.
Die Ergebnisse sind nicht nur wichtig für den ADFC selbst, sondern dienen insbesondere den EntscheiderInnen aus Politik und Verwaltung als Handlungsempfehlung.
Bitte nehmen Sie sich daher etwa 10 Minuten Zeit und nehmen Sie am Fahrradklimatest 2018 teil.
Den Fragebogen können Sie bis zum 30. November online unter https://www.fahrradklima-test.de aufrufen. Sie können ihn aber auch auf Papier ausfüllen: Den Fragebogen erhalten Sie u.a. am Sonntag, dem 09. September am Stand des ADFC bei den Umwelttagen Weserbergland im Bürgergarten in Hameln.
Im Februar berichtete ich darüber, dass das Deutsche Luft- und Raumfahrtzentrum testweise Lastenräder für die gewerbliche Nutzung zur Verfügung stellt. Dazu gibt es jetzt neue, positive Nachrichten. Der Hausmeister der Stadt Hameln, zuständig für den Bereich Familie und Soziales, wird nämlich ein solches Rad für die kommenden zwei Monate probefahren.
Besonders erfreulich: Ist der Test ein Erfolg, so plant die Stadt die Anschaffung eines eigenen Lastenrades.
Der Name »Long John« aus der Pressemitteilung der Stadt bezeichnet übrigens nicht den Hausmeister sondern die spezielle Bauform dieses Rades. Welche gängigen Formen es noch gibt, erfährt man in dieser Bildergalerie.
Wer auf seiner Fahrt in den Urlaub schnell mal Langeweile bekommt oder auch am Strand nicht so recht weiß, was er mit sich anfangen soll, dem sei an dieser Stelle der wirklich ausgezeichnete Podcast »Radfunk« vom Deutschlandfunk Nova empfohlen.
Zunächst auf 6 Episoden ausgelegt, beleuchtet der Podcast insbesondere viele Fragen, die sich beim Radfahren im Alltag ergeben: Darf ich auf der Straße fahren? Wenn ja, wann? Warum gibt es immer wieder Konflikte mit Autofahrern? Und wie bringe ich meine Kinder auf dem Rad sicher durch den Straßenverkehr?
Dazu gibt es noch verschiedene kleine Videos, zum Beispiel darüber, wie man sein Rad richtig einstellt, oder wie man Unfälle beim Öffnen von Autotüren vermeidet.
Alle Folgen sind nie länger als 90 Minuten und jede einzelne ist sehr informativ, da die beiden Moderatoren gar keine ausgewiesenen Fahrradexperten sind, sondern das Thema »Radverkehr« ganz unvoreingenommen angehen und daher den Studiogästen Fragen stellen, die auch Menschen bewegen, die sich nicht jeden Tag mit dem Rad beschäftigen.
Die Episoden lassen sich einzeln herunterladen (und mitnehmen) oder auch in der App »Dlf Audiothek« abspielen.
Unbedingte Hörempfehlung, auch für (Noch-)Nicht-Radfahrer.