In der Samstagsausgabe der DeWeZet vom 24.02.2018 erschien ein längerer Artikel über mein Amt als Fahrradbeauftragter, zu dem ich hier gerne noch ein paar Anmerkungen und Ergänzungen machen möchte.
Eine Zeitungsseite ist nur begrenzt groß, so dass einige Aussagen verständlicherweise gekürzt werden mussten. Hier habe ich den Platz, dazu noch etwas mehr auszuführen.
Grundsätzlich passt das schon alles so, wie ich dort zitiert werde, aber vielleicht hilft die eine oder andere Hintergrundinformation doch noch zur Einordnung.
Also, los geht’s:
»Nur 22 Prozent der Fahrten sind über 5 Kilometer« […] »78 Prozent sind nicht nötig«
Das habe ich zwar im Gespräch bestimmt irgendwie so gesagt, aber die Aussage ist etwas vereinfacht und bedarf einer Erklärung. (Außerdem: Ich spreche auch nicht immer druckreif.)
Diese Zahlen habe ich mir natürlich nicht ausgedacht, sondern sie lassen sich auch auf der Webseite der Stadt Hameln wiederfinden. Im Dokument »Rahmenplanung Verkehr Trassenvarianten« (hier zu finden) ist auf Seite 7 der Nullfall 2012 des Kfz-Verkehrs abgebildet.
Besonders erhellend ist dabei diese Tabelle:

Interessant sind hier die letzten beiden Spalten. Der Binnenverkehr (Start und Ziel liegen in Hameln) legt im Schnitt 1,8 km zurück, das ist in der Tat erschreckend wenig, um dafür extra das Auto anzulassen. Der Ziel-/Quellverkehr, wenn also entweder Ziel oder Start in Hameln liegen, fährt im Schnitt 4,6 Kilometer Strecke. Beide zusammen haben damit einen Anteil an den Gesamtkilometern von 78%. Das ist etwas anderes als »78% der Fahrten«.
Klar ist jedoch: Der größte Teil des Kfz-Verkehrs ist vermeidbar, weil selbst untrainierte Radler 5 Kilometer mit dem Fahrrad in der Regel in 20 Minuten absolvieren können (und 1,8 Kilometer erst recht).
Das heißt selbstverständlich jedoch nicht, dass jede Autofahrt unter einer bestimmten Streckenlänge unsinnig ist. Es gibt Menschen, die aus gesundheitlichen Gründen auf das Auto angewiesen sind, und dass bei heftigem Regen nicht jeder Lust hat, aufs Rad zu steigen, verstehe ich auch.
Mir geht es jedoch darum, dass man sich vielleicht mal fragt, ob es wirklich nötig ist, die 2 km zur Schule, zum Wochenmarkt oder zum Bekleidungsgeschäft in der Innenstadt wirklich mit dem Auto zurücklegen zu müssen. Und wenn durch diese Überlegung zumindest die 25% mit einer durchschnittlichen Strecke von 1,8 km eingespart werden könnten, wäre das ja schon mal was.
»dass Autofahrer einen Meter Abstand halten müssen beim Überholen«
Das war bestimmt ein Missverständnis, aber das kann ja passieren.
Oft genug wäre man als Radfahrer zwar froh, wenn Autofahrer wenigstens einen Meter Abstand beim Überholen hielten, aber erklärt habe ich, dass ich in der Scharnhorststraße als Radfahrer einen Meter Abstand zu den weiterhin dort parkenden Autos halten muss, weil sich dort jederzeit Türen öffnen können.
Damit fahre ich bereits fast in der Fahrbahnmitte.
Wer mit dem Auto aber einen Radfahrer überholen will, muss 1,50 Meter Abstand halten (wenn Kinder hintendrauf sitzen sogar zwei Meter). Das ist bei der Breite der Scharnhorststraße aber nicht möglich.
Soll heißen: Ein Radfahrer, der dort vorschriftsmäßig fährt, ist von einem Auto nicht in gebührendem Abstand zu überholen, also muss sich der Autofahrer gedulden.
Das müsste er auch ohne Fahrradstraße, aber der Umstand, dass dort Kraftfahrzeuge nur »zu Gast« sind, hilft hoffentlich, dass man als Radfahrer dort etwas unbehelligter bleibt (als zum Beispiel in der Deisterstraße, wo man regelmäßig angehupt oder stadtauswärts illegal über zwei durchgezogene Linien hinweg überholt wird).
»wünscht er sich […] dass der alte Bahndamm vom Guten Ort in Richtung Weser ein Radweg wird«
Das wünsche ich mir zwar auch, es sei aber der Vollständigkeit halber erwähnt, dass das nicht meine Idee ist, sondern ein Vorschlag, den mir ein Hamelner Bürger gleich als einer der ersten telefonisch übermittelte, und den er - wie er mir am Telefon berichtete - auch bereits in der Vergangenheit schon einmal an anderer Stelle angesprochen hatte.
Es geht dabei um einen Bahndamm nördlich der Ruthenstraße, der am Gasometer entlangläuft und auf die alte Eisenbahnbrücke trifft.
Wie realistisch es ist, dass diese ungenutzte Bahnstrecke zu einem Radweg umgewidmet werden kann, vermag ich nicht zu sagen, aber ich halte das trotzdem für einen spannenden und interessanten Vorschlag.
»Einen Helm trägt er nur, wenn […] die Straßenverhältnisse schlecht sind oder er vorhat, eine steile Abfahrt zu nehmen.«
Das klingt fast so, als hätte ich immer einen Fahrradhelm in der Tasche, den ich aufsetze, wenn ich am Horizont ein Schlagloch sehe oder mich entschließe, jetzt doch diesen einen Berg hinunterzufahren.
So ist es natürlich nicht.
Einen Helm trage ich auf dem Fahrrad eigentlich nur beim Sport, was bei mir mehr oder weniger gleichbedeutend ist mit: »Wenn ich das Rennrad benutze.«
Im Alltag trage ich üblicherweise keinen Helm. Nicht nur, weil ich ihn lästig finde, sondern weil ich überzeugt bin, dass man mit einer Fahrradinfrastruktur, die auch Fehler verzeiht, wesentlich besser zur Sicherheit von Radfahrenden beitragen kann, als mit einem Fahrradhelm.
Aber das ist ein so großes Thema, dass ich das zu einem späteren Zeitpunkt ausführen werde.
Wer sich mit Helm sicherer fühlt, soll gerne einen tragen. Und Kindern sowie Fahrradanfängern würde ich ebenfalls das Tragen eines Helmes empfehlen.